Die Verlaufsform des Verbs

(Progressive Form des Verbs in der deutschen Grammatik)

Was ist die deutsche Verlaufsform?

Die Verlaufsform ist eine Erscheinung des Verbs in einer Zeitform. Sie zeigt an, dass sich etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt im Ablauf befindet. Tatsächlich gibt es im Deutschen eine Verbform, die einen Verlauf ausdrückt; diese ist allerdings nur in der gesprochenen oder Umgangssprache üblich.

Verlaufsformen sind Teil der grammatischen Kategorien des Verbs. Sie fallen unter den Aspekt (Was bedeutet Aspekt?).

Bildung der Formen

Es gibt im Großen und Ganzen zwei Möglichkeiten die deutsche Verlaufsform zu bilden. Beide benötigen ‚sein‘ als Hilfsverb (sämtliche Formen findest du unter Konjugation und Formen des Verbs ‚sein‘). Vergleiche die Bildung:

  • Verläufe können einerseits mit ‚sein‘ und ‚beim‘ konstruiert werden:
    • „Wir sind beim Einkaufen.“
  • Andererseits auch mit ‚sein‘ und ‚am‘ als am-Progressiv:
    • „Ich bin noch am Überlegen.“

Beide Konstruktionen können in verschiedenen Zeitformen auftreten:

  • Beispiele der Verlaufsformen im Präsens:
    • „Die Kinder sind beim Schwimmen.“
    • „Sie sind noch am Abstimmen des Zeitplans.“
  • Beispiel im Perfekt:
    • „Ich bin gerade am Einparken gewesen.“
  • Beispiele im Präteritum:
    • „Die beiden waren gerade beim Tennisspielen.“
    • „In dem Moment waren wir alle am Essen.“

Hinweis zur Rechtschreibung

Die deutsche Verlaufsform ist im täglichen Sprachgebrauch zwar gang und gäbe, die offizielle Schreibweise jedoch (noch) nicht eindeutig. Es gibt zwei Sichtweisen:

  • Sieht man das Verb als Substantivierung, dann schreibt man es groß:
    • am Warten, beim Spülen
  • Wird es als eigenständige Form des Verbs betrachtet, dann schreibt man es klein:
    • am gehen, beim bügeln

Vergleich und Bedeutung der Form mit ‚beim‘ und ‚am‘

Grundsätzlich können beide Varianten gleichermaßen verwendet werden. Ein leichter Bedeutungsunterschied tritt unter Umständen auf. Vergleiche die Aussagen:

  • „Er ist beim Arbeiten.“
    • Diese Aussage zeigt nur bedingt den Ablauf des Arbeitens an. Sie kann auch so verstanden werden, als ob sich die Person zwar in der Arbeit (also vor Ort) befinde, aber nicht zwingend die Tätigkeit ausführe.
  • „Er ist am Arbeiten.“
    • Hiermit wird klar der Vorgang hervorgehoben. Dieser findet unmissverständlich zum Sprechzeitpunkt statt.

Welche Arten der deutschen Verlaufsform gibt es?

Neben den Verlaufsformen mit den Wörtern ‚am‘ oder ‚beim‘ und Verb kann man einen ablaufenden Vorgang oder eine Handlung auch durch andere Wortarten anzeigen.

Prinzipiell ist die Verlaufsform nicht zwingend nötig. Andere Elemente können einen Ablauf ebenso darstellen. Bei Unklarheit der Aussage ist aber mindestens eine Methode erforderlich. Vergleiche die Möglichkeiten und Bedeutungen:

  • „Sie lernt.“
    • Mit dieser einfachen Form des Verbs weiß der Hörer ohne Kontext nicht, ob die Aussage momentan oder generell gemeint ist.
  • „Sie lernt noch.“
    • Aus dieser Aussage geht durch das Adverbnoch‘ klar hervor, dass die Person bereits mit Lernen begonnen hat, aber noch nicht fertig ist. Der Vorgang läuft also.
  • „Sie lernt gerade.“
    • Ebenso zeigt das Adverbgerade‘ hier den momentanen Ablauf an.
  • Stör sie nicht! Sie lernt.“
    • Hier gibt der Kontext, dargestellt im vorangehenden Satz, Aufschluss über den Aspekt.
  • „Sie ist am Lernen.“
    • Die Verlaufsform kann auch ohne zusätzliche Elemente wie Adverbien klar darstellen, dass etwas gerade passiert.

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