Das Präsens in der deutschen Sprache

(Die Zeitform der Gegenwart im Deutschen)

Was ist das Präsens und wann wird es verwendet?

Das Präsens ist die Zeitform (Tempus) im Deutschen, welche die Gegenwart beschreibt. Grundsätzlich meint man damit Dinge, die zum jetzigen Zeitpunkt (oder um diesen herum) gültig sind. Neben dieser Verwendung kann man im Deutschen mit der Gegenwartsform des Verbs außerdem die Zukunft oder manchmal auch die Vergangenheit ausdrücken. Genau erklärt steht es in den folgenden Fällen:

  • Das Präsens wird für gegenwärtige Vorgänge und Handlungen gebraucht. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie zum jetzigen Zeitpunkt stattfinden, oder ob sie um den jetzigen Zeitpunkt gültig sind, d. h. regelmäßig stattfinden, aber nicht jetzt gerade:
    • „Dort drüben füttert eine Frau die Tauben.“
      • Der Vorgang (füttern) findet jetzt gerade statt.
    • „Ich spiele regelmäßig Fußball. Es macht mir sehr viel Spaß.“
      • Obwohl das letzte Spielen in der Vergangenheit stattgefunden hat und das nächste in der Zukunft stattfinden wird, nimmt man hierfür dennoch das Präsens, da die Regelmäßigkeit (das Hobby) immer noch besteht. Gleiches gilt für ‚Spaß machen‘.
  • Ebenso braucht man das Präsens für allgemeingültige Tatsachen, Naturgesetze, feste Regeln usw.:
    • „Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter.“
      • Dies ist ein Naturgesetz.
    • „Man darf in Gaststätten normalerweise nicht mehr rauchen.“
      • Hier handelt es sich um ein Gesetz.
    • „Schild an einer Bäckerei: »Hunde müssen draußen bleiben.«“
      • Hier geht es um eine aufgestellte Regel.
  • Neben der Gegenwart kann sich das Präsens auch auf die Zukunft beziehen. Das wird im Deutschen häufiger mit dem Präsens gemacht als mit einer Zukunftsform an sich (wie beispielsweise dem Futur I mit ‚werden‘):
    • Morgen ziehen wir um.“
      • Hier steht die adverbiale Angabemorgen‘ mit im Satz, um klarzustellen, dass er sich auf die Zukunft bezieht.
    • In Zukunft bin ich pünktlicher.“
      • Dieser Satz bezieht sich auf eine generelle Aussage und nicht auf einen speziellen Vorgang. Ebenso finden wir hier eine Angabe der Zukunft ‚in Zukunft‘.

Das Präsens für die Zukunft

Im Gegensatz zu manch anderen Sprachen ist es im Deutschen recht unkompliziert, die Zukunft auszudrücken, da dies sehr oft mit dem Präsens gemacht werden kann. In den meisten Fällen muss allerdings eine Zeitangabe verwendet werden, um deutlich zu machen, dass die Aussage für die Zukunft gemeint ist. Diese Zeitangabe steht sehr häufig gleich am Satzanfang, kann aber durchaus auch an anderen Stellen im Satz gebraucht werden. Genaue Regeln dazu sind unter Adverbiale Bestimmung der Zeit aufgeführt.

  • Beispiele für entsprechende Angaben, die sich auf die Zukunft beziehen:
    • sofort, bald, morgen, heute Abend, demnächst, nächste Woche, am Samstag, heute Nachmittag, gleich, in fünf Minuten, in der Zukunft, nächstes Jahr, am kommenden Wochenende‘ usw.
  • Beispiele …
    • … mit der Zeitangabe am Anfang des Satzes:
      • Bald kaufe ich mir ein neues Auto.“
      • In drei Monaten fängt meine Ausbildung an.“
    • … mit Angabe in der Satzmitte:
      • „Meine Nachbarn fliegen am Freitag in den Urlaub.“
      • „Ich kann morgen endlich ausschlafen.“
    • … mit Zeitangabe am Satzende:
      • „Hast du dich schon angemeldet? – Nein, das mache ich aber gleich morgen früh.“
      • „Dieses Jahr ist Ihr Ausweis noch gültig. Einen neuen benötigen Sie erst nächstes Jahr.“

Historisches und szenisches Präsens (Gegenwart für die Vergangenheit)

Als historisches bzw. szenisches Präsens kann man die Gegenwart im Deutschen auch für vergangene Dinge verwenden. Das wird häufig gemacht, wenn ein Sprecher, Erzähler oder Schreiber aus stilistischen Gründen interessanter klingen möchte.

  • Vor allem in der gesprochenen Sprache (Umgangssprache) wird das szenische Präsens eingesetzt, um ein Erlebnis lebhafter zu gestalten und die Spannung zu erhöhen:
    • „Gestern war ich im Kino. Da stehe ich gerade vor der Eingangstür, und wer kommt vorbei? Mein Chef.“
    • „Jetzt fahren wir doch nichtsahnend nach dem Einkaufen nach Hause; da hält uns plötzlich die Polizei an.“
  • Aber auch in der Literatur oder in geschichtlichen Texten wird es gelegentlich gebraucht, um eine gewisse Nähe zu den erzählten Ereignissen zu schaffen. Man spricht dann vom historischen Präsens:
    • „Pharao Ramses II. wird als Sohn von Sethos um das Jahr 1303 v. Chr. geboren. Nach dem Tod seines Vaters besteigt er im Jahre 1279 v. Chr. den Thron.“
      • Im ersten Satz wird zusätzlich das Passiv verwendet.
  • Ebenso steht das Präsens recht häufig bei Einleitungen von Zitaten. Vor allem, wenn man damit hervorheben möchte, dass der Inhalt immer noch Gültigkeit hat:
    • „Konfuzius sagt: »Der Dumme lernt aus seinen Fehlern, der Kluge aus den Fehlern der anderen.«“

Weitere Erklärungen zum »Präsens in der deutschen Sprache«

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